Gedanken zur Cloud von 2006

Ich bin letztens über eine alte Hausarbeit von mir aus dem Jahr 2006 gestolpert. Der Titel: “Daten ins Netz! Wie das Internet der Festplatte Konkurrenz macht”. Heute würde das wohl “Daten in die Cloud” heißen. In der Hausarbeit hatte ich zwei Szenarien beschrieben, wie wir in Zukunft vielleicht unsere Daten verwalten werden. Beim ersten Szenario muss ich sagen: Punktlandung! Beim zweiten: Kommt noch 🙂 Nur dass Google das meiste davon kostenlos bereitstellen würde, das wäre mir wohl im Traum nicht eingefallen.

Szenario 1:
Hans Meier hat seine 400-GB-Festplatte und seinen USB-Stick bei eBay verkauft. Er hat sich einen Account bei Google eingerichtet. Dieser erlaubt ihm eine nahezu beliebige Speicherkapazität, ähnlich wie bei Google Mail. Er muss für diesen Account bezahlen, um ihn voll nutzen zu können, aber das nimmt Herr Meier gern in Kauf. Schließlich fallen für ihn zahlreiche andere Kosten weg. Textdokumente und Präsentationen für seine Firma erstellt er jetzt mit den entsprechenden Anwendungen, die Google über das Netz anbietet, teilweise auch gemeinsam mit Firmenkollegen. Dafür kann er ihnen einen zeitlich begrenzten Zugriff auf die entsprechenden Dokumente gewähren. Google speichert seine Daten mit Meta-Informationen ab, sodass Meier auf seinem Online-Speicher alle Daten schneller wieder findet als vorher auf seiner Festplatte. Leiht er sich bei Google Books ein Buch aus, so ist dies zeitbegrenzt in seinem Account verfügbar, genauso wie seine Lieblings-Tageszeitung, die er abonniert hat, die neue Coldplay-CD und verschiedene Filme, für die er eine lebenslange Lizenz besitzt. Diese Daten sind nicht wirklich auf seinem Account gespeichert, sie liegen auf dem Server der Hersteller. Aber wenn Hans Meier sie über seinen Account benutzt, verhalten sie sich wie dort abgelegte Dateien. Er kann sie öffnen, er kann Textstellen oder Filmsequenzen markieren und für die nächste Party einen Musik-Mix erstellen. Wenn Meier nach Seattle fliegt, um dort seine Firmendaten vorzustellen, dann kann er seine Präsentationen im Flugzeug über ein im Sitz eingebautes Panel noch einmal überarbeiten (Laptops sind wegen der Gefahr von terroristischen Anschlägen auf Flügen inzwischen verboten) und in Seattle direkt über den Beamer, der einen Internetzugang besitzt, abrufen. Er braucht auf seiner Dienstreise eigentlich nicht einmal mehr seinen Laptop. Was Hans allerdings nicht weiß: Ein Hacker der Konkurrenzfirma Suxessor versucht schon seit einigen Wochen, sein Account-Passwort zu knacken.

Szenario 2:
Tim Meier freut sich auf das Wochenende. Sein Vater ist in Seattle, und Tim hat mehrere Freunde für eine LAN-Party bei sich zuhause eingeladen. Früher war das immer kompliziert, weil alle ihre Rechner hin- und herschleppen mussten. Heute aber nehmen sie in einem Rucksack ihren ultraleichten Bildschirm, ihre Maus und ihre Tastatur mit. Gespielt werden soll diesmal der gerade erschienene Ego-Shooter Quarterlife III. Früher hätte Tim das nicht spielen können, der Rechner von seinem Vater war gerade mal ausreichend für Büroarbeiten ausgestattet. Am Wochenende aber wird Tim sein angespartes Taschengeld dazu verwenden, einen von seiner Lieblings-Computerspiele-Zeitschrift beworbenen Superrechner mit einer High-End-Grafikkarte für 48 Stunden zu mieten. Dazu benutzt er seinen Online-Account, auf den sein Vater regelmäßig Taschengeld überweist. Das neue Spiel kann er gleich dazumieten. Sein Bildschirm und die Eingabegeräte sind mit dem Internet verbunden. Er gibt die IP des gewünschten Rechners ein und seine Account-Daten, und ab sofort ist er mit dem Superrechner, der in einer Serverfarm in Russland steht, verbunden. Bewegt er seine Maus, werden diese Eingaben über das Internet an den Rechner in Russland gestreamt, und zurück wird die Ausgabe an den Bildschirm gesendet. Da ihn der Account als unter 16 ausweist, sind bei ihm im Spiel alle Gegner als Roboter dargestellt, statt Blut fließt Öl. Sein bester Freund Maik dagegen hat seinen Account gehackt, weswegen er dort als 21-Jähriger ausgewiesen ist. Er spielt mit echtem Blut.

Die komplette Hausarbeit als PDF: ha_cms_barczok.pdf

From Russia with Love

Letztens stand ich in der List (Hannover) mit meinem Fahrrad an einer Ampel und hatte mich verfahren. Der Blick auf die mobile Anwendung für Google Maps sollte Gewissheit bringen, doch anscheinend hapert es noch mit der Ortsbestimmung per Funkzelle. Wo ich laut Google Maps stand, zeigen diese beiden Screenshots.

(Quelle: Google Maps, installiert auf einem Symbian S60, Copyright 2008 Google – Kartendaten Copyright 2008 AND, Geocentre Consulting – Nutzungsbedingungen)

Auf dem IT Gipfel für das IT-Gipfelblog

Morgen bin ich als Student vom IJK Hannover als rasender Reporter für das IT Gipfelblog unterwegs und werde gemeinsam mit Kommilitonen vom IJK und dem Hasso Plattner Institut Potsdam Vertreter von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu den Ergebnissen des IT Gipfels interviewen. Wer mich in Aktion sehen will: Die Videopodcasts gehen morgen im Laufe des Nachmittags auf dem Gipfelblog online.

Links:

Games Convention (2) – Der Gamer von heute

Ich bin schon über 20, und es steht mir ja eigentlich gar nicht zu, über die Games-Convention-Besucher von heute zu schimpfen, schlie߸lich sind die die Zielgruppe und nicht ich. Aber: Die Horden der Kids nerven. Früher, ja früher, war alles besser.

Als ich noch selbst ein junger Spund war, da waren Gamer blass, hatten fehlfarbene Pullis an und hie߸en nicht Gamer sondern Computerspieler. Spielen hie߸ zocken und nicht daddeln. Gemeinsam Spielen hie߸ LAN-Party und nicht eGames-Clan.

Der Gamer von heute, so haben meine Recherchen bei der GC ergeben :-), lässt sich in vier Kategorien einteilen.

Die Coolen

Goodies for the Crowd at the GC
Wer laut schreit, bekommt einen Schlüsselanhänger.

Computer Spielen an sich hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten einen positiven Aufschub erfahren. Gamer sind die Zukunft, es sind die Menschen, die den elektronischen Neukram, die Computer, die Macs, die iPods beherrschen. Dabei handelt es sich um einen Trugschluss. Während wir damals noch unsere Rechner selber zusammengebastelt, Spiele mit Hexeditoren manipuliert und Viren per Diskette weitergegeben haben, schaffen es die Gamer von heute gerade mal, über Bittorrent Filme zu laden und mit virtuellen Rohrzangen auf Zombies einzuschlagen.
Dennoch sind Gamer ja so cool, tragen T-Shirts mit der Aufschrift “I will not fix your computer” oder “Mama, mache mir ne Pizza” und rei߸en sich um billige Werbegeschenke, die auf der Messe verteilt werden.

Need for Speed
Need for Speed die Elfte, das klingt innovativ.

Sie lassen sich über den Tisch hauen von Spieleherstellern, die jedes Jahr aufs Neue alten Wein in neue Schläuche kippen. Halo 3, Erweiterungen zu Command and Conquer 3, Fifa 08, Need for Speed 11 (!!!!), Fortsetzungen der Fortsetzungen der Fortsetzungen. Aber halt, die sind natürlich trotzdem innovativ und klasse, die Grafik ist doch jetzt viel toller, z.B. die Äste der Bäume, die 100m Entfernung entfernt sind, bewegen sich jetzt auch ganz natürlich im Wind. Gut, ich muss 500 Euro für eine neue Grafikkarte und 200 Euro für Windows Vista wegen DirectX 10 löhnen, aber das mit den Ästen ist doch krass! Ja, die Gamer von heute sind richtig cool.

Die Skater

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Yo, chillen und so, voll fett.

Eine Stufe cooler als die Coolen sind: Die Skater. Die Skater trieben sich früher auf irgendwelchen Spielplätzen oder in abrissfertigen Industriehallen rum, wo sie ungestört beim Skateboardfahren in stundenlanger akribischer Arbeit auf die eigene Fresse fliegen konnten. Heute bevölkern sie die Games Convention und geben sich dort ihre “Props”. Und das Schlimmste: Der Superstar der Messe war Oberskater Tony Hawk, der am Pressetag seine Runden drehte.

Die Gothics

Kaum zu entziffernde, skandinavische Speed-Death-Goth-Metal-Band-Namen auf dem T-Shirt, schwarzer Lippenstift und langes Haar. Leipzig ist die Hauptstadt der Gothics, und deswegen war es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis die Jungs und Mädchen mit den langen schwarzen Mänteln auch die Games Convention in dunkle Farben hüllen würden. Vermutlich angezogen durch Vampir-Hack-and-Slay und Online-Trolle-Kloppen verbreiten sie den erdigen Geruch von Patchouli inzwischen auch in den Messe-Hallen. Immerhin sind sie aus der neuen Gamer-Generation die Gruppe, die am wenigsten Lärm macht und einen auf der Messe meistens in Ruhe lässt.

Die Mädchen

Mädchen auf der GC
Spielen in rosa.

Die Konsolen- und Spiele-Hersteller haben es geschafft. Jahrelang probierte man von Ponys bis Sims alles, um mit auf Stereotypen aufbauenden Spielkonzepten (meine Tierklinik, My Boyfriend, Ponyfriends) dem weiblichen Teil unserer Gesellschaft das Daddeln schmackhaft zu machen. Die Games Convention in diesem Jahr war Beweis genug: Mädchen spielen Computerspiele! ß“berall scharen sich die Zahnspangenträgerinnen vor Pony-Pflege-Simulationen und Nintendogs, schütteln die wiimote oder lassen sich on- wie offline schminken.

Singstar #2
Singstar auf der GC: Blamieren 2.0.

Aber am Schlimmsten sind die Stände, an denen die Teenies, die meinen, singen zu können, ein Mikro in die Hand gedrückt bekommen. Jeder Messeaussteller, der etwas auf sich hält, hat mindestens eine Playstation mit Singstar (früher hie߸ das ja noch Karaoke) im Repertoire, und die Mädchen rei߸en sich um die Mikrofone. Wenn sie wenigstens nur Avril Lavigne und Christina Aguilera durch die Hallen krächzen würden, fände ich es ja nicht so tragisch. Aber Rock Band sei dank muss ich mir von Foo Fighters bis Nirvana alles kaputt singen lassen, was unserer Jugendhelden Dave Grohl und Kurt Cobain in die Welt gegröhlt haben.
An dieser Stelle möchte ich übrigens allen Jungs mein herzliches Beileid aussprechen, die auf der Games Convention von ihren Freundinnen zum Singstar-Mitsingen gezwungen wurden. Und das waren nicht wenige.

Gaming ist “in”

Touch
Für jeden Besucher eine passende Daddel-Station.

Eigentlich, wenn ich es mir recht überlege, ist das alles gar nicht so schlimm. Dass Computerspiele heute so verschiedene Gruppen faszinieren, bedeutet nichts anderes, als dass Spielen endlich “in” ist. Computerspieler sind keine Randgruppen mehr, killerspielspielende Soziopathen und blasse Stubenhocker. Der PC und die Konsole sind Massenmedien, ein nicht mehr wegzudenkender Teil unserer Gesellschaft. Und da muss ich dann wohl drüber hinwegsehen, dass es inzwischen für jeden Depp das passende Spiel gibt.

Games Convention (1): Spielwiese

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Command and Conquer 3 -Kane’s Wrath.

Europas grö߸te Spielemesse hat seit diesem Mittwoch ihre Pforten für das Publikum geöffnet. Und nachdem ich es jahrelang trotz geografischer Nähe – als Student in Chemnitz und später in Halle – nie geschafft hatte, einmal vorbeizuschauen, habe ich in diesem Jahr die letzte Chance ergriffen, auf die GC als Privatperson zu gehen, ohne mich dabei als alter Knacker zu fühlen. Denn machen wir uns nichts vor: Ich gehe langsam aber sicher auf die 30 zu, und da bekommt man schon keine Werbeflyer mehr zugesteckt, weil die Messemiezen einen für den genervten Papi halten. Da ist man dann maximal Zielgruppe für Gehirnjogging oder Wii fit.

Und um nicht zuviel Kopfschütteln und hochgezogene Augenbrauen von meinem sozialen Umfeld zu ernten, dass ich in meinem fortgeschrittenen Alter noch auf eine Spielemesse gehe, habe ich als Alibi Mario, einen Studienkollegen aus Chemnitzer Zeiten, in Leipzig besucht und zur GC mitgeschleppt. Das hatte denn noch einen zweiten Vorteil: Ich war automatisch nicht mehr der Älteste auf der Games Convention. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank, Mario, für die nette Zeit in Leipzig. Du kennst ja meinen Humor 😉

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Und lange schallt’s im Saale noch, PS Singstar lebe hoch.

Messebesuche machen zu zweit denn auch viel mehr Spa߸: Das gemeinsame Hindurchwühlen durch die Horden der hyperaktiven, mit der wiimote herumfuchtelnden Grundschüler und den singstar-kreischenden und virtuelle Ponys pflegenden Girlies. Das stundenlange Anstehen, um mittelmä߸ige Spiele-Trailer zu sehen. Oder das Zuhören beim Motivationsprogramm après-Ski-esker Stimmungskanonen, die gönnerhaft chinesisches Spielzeug und Schlüsselanhänger von Software-Häusern ins Publikum werfen.

Am Ende sind Mario und ich aber dann doch noch auf unsere Kosten gekommen. Wir haben Far Cry 2 und Starcraft 2 geguckt, Bioshock und Sacred 2 gespielt, haben Wii, Playstation und XBOX360 begutachtet, und – wie es sich für so alte Hasen wie uns gehört – im Konsolenmuseum in verloren geglaubten Kindheitserinnerungen geschwelgt.

Ich werde in den nächsten Tagen noch ein paar Details zum GC-Besuch und den aktuellen Spiele-Titeln bloggen, bis dahin sei auf die ersten GC-Bilder in meinem flickr-Account verwiesen.

iPhone

Um der New Yorker Sommerhitze zu entgehen, habe ich am Wochenende einen Abstecher in den Apple Store an der 5th Avenue gemacht. Dort habe ich einen zweiten Blick auf das iPhone geworfen.

Ich kann mich nur den zahlreichen Previews und ersten Tests anschlie߸en, was Handling und Interface angeht. Apple hat ein Gerät auf den Markt gebracht, bei dem sich der Benutzer “wohl fühlt”. Die Bedienung des Touchscreens wirkt schon nach kurzer Zeit intuitiv. Einziges Manko: Die Tastatur ist bei einigen iPhone-Anwendungen nur im Hochformat verfügbar und ist zumindest für meine Finger einfach zu eng. Beim Schreiben von Notizen trifft man immer wieder die falschen Tasten.

Surfen geht mit dem iPhone ganz gut, allerdings strengt das Lesen längerer Texte mit der Zeit an, vor allem wenn man in zwei Dimensionen scrollen muss.

Am meisten Spa߸ macht das Navigieren durch Musiksammlungen und Fotoalben. Mit wenigen Fingerbewegungen tanzen die Albencover und Urlaubsfotos über den Screen, am Ende der Sammlung sto߸en die Bilder sogar gegen den Telefonrand.

Fazit

An mancher Stelle hat man fast das Gefühl eines taktilen Feedbacks, wo doch nur ein blankes Stück Glas ist, so intuitiv ist die Bedienung. Die Anzeige von multimedialen Inhalten ist wie von Apple gewohnt anstandslos. Das Surfen im Internet und das Schreiben von Notizen allerdings könnte besser funktionieren, für Business-User ist das iPhone nicht die erste Wahl.

Bloc Party @ Concourse

Während andere sich am St.-Patricks-Day einen ordentlich hinter die Binsen kippten, haben wir im Concourse beim SF Design Center der Musik von Bloc Party gelauscht.

Obwohl es einige Schwierigkeiten beim Ticket Bestellen mit Ticketmaster gegeben hat, ist es uns dank Shanli doch noch gelungen, über craigslist noch fünf Tickets für das ausverkaufte Konzert zu ergattern.

Final Fantasy, by flickr-user ToastyKen

Final Fantasy in SF (Foto: flickr-user ToastyKen, cc).

Als Vorbands spielten Smoosh und Final Fantasy. Beides ziemlich ungewöhnliche Bands. Smoosh ist eine Band aus deri jungen Mädels, ich würde mal schätzen zwischen 8 und 16 Jahren, die ziemlich gute Musik machen. Final Fantasy bestehen aus einem Geigenspieler und einer – ich nenne es mal – Polylux-Künstlerin. Der Geigenspieler (Owen Pallett) sang und nahm dazu seine Geigen-Musik mit Pedalen auf, um sie dann in Loops abzuspielen und damit mehrstimmig spielen zu können. Währenddessen benutzte die “Polylux-Künstlerin” bemalte Folien auf einem Overhead-Projektor, um die Geschichten der Songtexte auf einer Projektionsfläche darzustellen. Das ist recht schwer zu beschreiben, man muss es einfach gesehen haben.

Bloc Party, by flickr-user ToastyKen

Bloc Party in SF (Foto: flickr-user ToastyKen, cc).

Und auch wenn die Vorbands gro߸artig waren, so richtig rockig wurde es dann erst mit Bloc Party. Ich hatte ja ein wenig Angst, nachdem das neue Album meiner Meinung nach ziemlich ruhig daher kommt, die Band würde vielleicht eher etwas verträumt spielen. Aber weit gefehlt – Bloc Party hat die Halle gerockt und ein tolles Konzert geliefert. Leider war schon nach ein einhalb Stunden Schluss, aber man kann das einer Band schlecht übelnehmen, die bisher nur zwei Alben rausgebracht hat. Zwei Daumen hoch für Bloc Party!

Danke an ToastyKen für die gro߸artigen Fotos!